Im Zuge des Jugendalters löst die Schule die Familie teilweise bei ihrer Sozialisations- und Bildungsfunktion ab, d.h. die Familie gibt einen großen Teil der Verantwortung an die Schule ab.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten eine Verlängerung der Schulzeit zu beobachten ist. Neben der Verlängerungstendenz ist auch eine Tendenz zur Intensivierung der Schulbildung feststellbar. Die Schule fördert kognitive und affektive Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen in hohem Maße (vgl. Petzold 1999, S. 98f.). Petzold (1999, S. 99) bezeichnet die Schule als „Lernfabrik“.
Der damit verbundene schulische Leistungsdruck, der von der Gesellschaft und vor allem auch von den Eltern gefordert wird, bringt auch Veränderungen für das Familienleben mit sich. Oft können psychische Verhaltenauffälligkeiten, wie zum Beispiel Schulangst, Hyperaktivität oder Aggressivität die Folge dessen sein. Auf der andere Seite sind die Eltern in immer höheren Maß gefordert, ihren Kindern eine adäquate Unterstützung angedeihen zu lassen.
Die Dynamik der heutigen wirtschaftlichen, technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen verlangt Lernen und Weiterlernen von allen Altersgruppen, die sich im schulischen Bildungsprozeß oder im Berufleben behaupten wollen (vgl. Oerter & Montada 2002, S. 39).
Da die steigenden Leistungsanforderungen an die Schule oft nicht allein durch den schulischen Unterricht zu bewältigen sind, werden beispielsweise häufig Unterrichtsinhalte als Hausübungen vergeben. Da dies von den SchülerInnen selbst oft schwer allein zu bewältigen ist, werden oft die Eltern als Hilfestellung herangezogen (vgl. Petzold 1999, S. 100). Wenn sich die Eltern aus inhaltlichen, zeitlichen oder sonstigen Gründen nicht in der Lage sehen, diese Unterstützung zu geben, so werden oft Personen aus der Verwandtschaft, Freunde oder Nachhilfe-Institute herangezogen, die den SchülerInnen diese Hilfestellung geben bzw. geben können.
Oft gehen die hohen Leistungserwartungen auch von den Eltern aus. Das Abitur ist heute „schon häufig zum Standard eines jeden Mittelschichtkindes geworden“ (Petzold 1999, S. 99). Die Eltern haben oft schon vor der Einschulung von Sechsjährigen die gesamte Schulkarriere ihrer Zöglinge vor Augen, unbeachtet der möglichen individuellen Ausprägungen ihrer Kinder.
Oft stellen insbesondere auch die verschiedenen Anforderungen, die die Schule an Familien stellt, eine Problematik dar. Dabei kommen insbesondere Schwierigkeiten im Zusammenhang mit verschiedensten Aktivitäten der Jugendlichen und zusätzliche finanzielle Belastungen als Konfliktpotential hinzu (vgl. Hofer 1992, S. 173).
Quelle: https://www.magazin-schule.de/magazin/eltern-als-hilfslehrer/ (17-03-14)
Hausaufgaben haben laut Petzold und Hofer (vgl. Petzold 1999, S. 106f. bzw. 2002, S. 189ff.) die stärkste Auswirkung auf die Familie im Rahmen der Wechselwirkung von Schule und Elternhaus. Sehr oft fällt den Hausaufgaben auch eine Rolle zu, die in dieser Form mehr oder weniger eine Kompensation von Lehr(er)unvermögen darstellt. Der Stoff, der in der Schule aus zeitlichen, didaktischen oder sonstigen andern Gründen nicht vermittelt werden kann, soll auf diese Weise quasi im „Schulsubsystem“ zu Hause nachgeholt oder auch ganz einfach nur aufgefüllt werden. Dass dies in keiner Weise einem Bildungsablauf entspricht, wie es sich die Schulbehörde vorstellt, ist eine Sache. Überforderte Eltern und SchülerInnen sind jedoch gerade in diesem Kontext nicht mehr von einer herrschenden Schulrealität wegzudenken.
Der oben beschriebene Tatbestand sollte tunlichst korrigiert werden. Dafür dient in den meisten Fällen eine funktionierende Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern. In der jugendlichen Entwicklungsphase, in der die Eltern und die Lehrkraft die besonderen Bezugspersonen darstellen, ist insbesondere die Wichtigkeit der guten Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Eltern und Schule zu betonen. Von beiden Seiten sind die Bedürfnisse der Jugendlichen in den Vordergrund zu stellen, damit eine vertrauensvolle Umgebung die bestmögliche Entwicklung ermöglicht und den Jugendlichen das nötige Vertrauen und die nötige Sicherheit gegeben wird (vgl. Petzold 1999, S. 100f.).
SchülerInnen haben nicht vor schlechten Noten Angst, sondern vielmehr richtet sich ihre Angst auf die mit den schlechten Noten verbundene Einstellung der Lehrkraft bzw. auf den Verlust von Zuwendung durch die Eltern. SchülerInnen wird das schulische Leben vor allem noch dadurch erschwert, indem manche Eltern zusätzlich mit Drohungen oder negativen Konsequenzen auf die schulische Krisensituation reagieren (vgl. Petzold 1999, S. 102f.).
Im Zusammenhang mit Schulangst steht oft die Angst vor Versagen bzw. die Angst vor Blamage vor der Klasse bzw. der Gruppe (sog. soziale Angst); aufgrund dieser Angst wird es von manchen Jugendlichen vorgezogen, sich erst gar nicht am Unterricht zu beteiligen.
SchülerInnen mit sozialen Ängsten haben wegen ihrer Prüfungsängste und des nicht seltenen Vermeidens der Teilnahme am Unterricht bei Prüfungen häufig schlechtere Noten als SchülerInnen, die nicht von diesen Ängsten geplagt sind. (vgl. Stangl 2005).
Oerter & Montada (2002, S. 310) beschreiben die Peergroup als „Gruppe der Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, besser als Erwachsene die Verwirklichung von Gleichheit und Souveränität“ gewährleisten.
Gleichheit meint in diesem Zusammenhang, dass sich die Peergroup-Mitglieder gegenseitig so annehmen, wie sie sind. Souveränität heißt, dass sich für jedes Mitglied einer Peergroup die Möglichkeit ergibt, eine bestimmte Rolle in der Gruppe einzunehmen, die das eigene Ich darstellt. Das Gefüge der vielen verschiedenen Ichs ergibt die Peergroup als Ganzes. Die Peergroup unterstützt einerseits die schwierige Aufgabe des „Selbständigwerdens“ im Jugendalters und andererseits den Prozess der Wahrnehmung der Realität, die von wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt ist (vgl. Oerter & Montada 2002, S. 310).
Die Literatur nennt folgende als wichtigste Gründe der Unterstützung von Jugendlichen bei der Entwicklung durch Gleichaltrige: Die Peergroup unterstützt Gleichaltrige beim Ablösungsprozess von den Eltern und trägt wesentlich zur Identitätsfindung Jugendlicher bei. Bei diesem Prozess erfahren Jugendliche durch ihre gleichaltrigen Gleichgesinnten emotionale Geborgenheit. Weiters ist auch der Schutz vor Einsamkeit gewährleistet, der gerade in dieser Entwicklungsphase von Wichtigkeit ist. Neben all diesen wichtigen Funktionen schafft die Peergroup außerdem noch den nötigen sozialen Freiraum und die Jugendlichen können ihren eigenen Vorstellungen im Hinblick auf soziale Aktivitäten nachkommen (vgl. Oerter & Montada 2002, S. 310).
Insbesondere ist auch von Interesse, dass Jugendliche, die Mitglieder von Cliquen sind, weniger leistungsorientiert sind als Jugendliche, die keine Cliquenmitglieder sind. Umgekehrt zeigten Cliquenmitglieder höheres Selbstbewusstsein und ein positiveres soziales Selbstbild als Nichtmitglieder von Cliquen (vgl. Oerter & Montada 2002, S. 314f).
Stangl, Werner (2005). Angst im Jugendalter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/AngstJugendalter.shtml (06-06-06)