„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Sokrates (470 - 399 v. Chr.)
Um das Zusammenleben in einer Gesellschaft zu ermöglichen, bedarf es der Einhaltung von diversen Normen wie Gebote, Verbote und Verantwortlichkeiten. Allerdings gibt es große kulturelle Unterschiede, da Normen durch Kultur, Religion, Familien, Peergruppen, Recht, Politik etc. begründet sind. (vgl. Oerter, Montada S 619) Normen müssen auch funktional sein und zu diesem Zwecke müssen nachfolgende drei Punkte beachtet werden:
„Man versteht unter moralischer Entwicklung vornehmlich jene Teilprozesse der Sozialisation, die zur Internalisierung von grundlegenden sozialen Normen und Regeln führen, wobei erwartet wird, dass ein Individuum auch dann den Regeln gemäß handelt, wenn es die Neigung spürt, sie zu übertreten, und wenn weder eine Überwachung vorhanden, noch Sanktionen zu fürchten sind“.
Moralisches Verhalten wird sowohl von Faktoren wie Intelligenz und Persönlichkeit als auch situativ beeinflusst und kann aus diesem Grund nie isoliert betrachtet werden.
Im Laufe der Entwicklung ändern sich die Einstellung darüber was gut oder böse, recht oder unrecht ist, die Begründung der Normen, die moralische Motivation, das Urteil über moralische Verfehlungen wird differenzierter und die Konsistenz zwischen moralischen Urteilen und moralischem Verhalten nimmt zu. (Oerter & Montada, S622)
Carol Gilligan nimmt an, dass es eine weibliche und eine männliche Moral gibt. Sie wirft Lauwrence Kohlberg vor, dass er keine Geschlechtertrennung in seinem Stufenmodell vornimmt und Frauen niemals die höchste Stufe seines Modells erreichen können.
Ad weibliche Moral:
Die weibliche Moral ist stark gefühlsgeleitet und von Fürsorglichkeit geprägt.
Ad männliche Moral:
Diese Moral wird laut Gilligan von Grundsätzen wie Universalismus, Vernunft und Abstraktheit geprägt, die für Frauen wiederum als unmenschlich gelten.
Stufe 1: Orientierung an Bestrafung und Gehorsam. Egozentrischer Respekt vor überlegener Macht oder Prestigestellung bzw. Vermeidung von Schwierigkeiten.
Stufe 2: Naiv egoistische Orientierung. Richtiges Handeln ist jenes, das die Bedürfnisse des Ich und gelegentlich die der anderen instrumentell befriedigt.
Stufe 3: Orientierung am Ideal des „Guten Jungen“. Bemüht, Beifall zu erhalten und anderen zu gefallen und ihnen zu helfen. Konformität mit stereotypischen Vorstellungen vom natürlichen oder Mehrheitsverhalten.
Stufe 4: Orientierung an Aufrechterhaltung von Autorität und sozialer Ordnung. Bestrebt, „seine Pflicht zu tun“, Respekt vor der Autorität zu zeigen und die soziale Ordnung um ihrer selbst willen einzuhalten. Rücksicht auf die Erwartungen anderer.
Stufe 5: Legalistische Vertrags-Orientierung. Anerkennung einer willkürlichen Komponente oder Basis von Regeln und Erwartungen als Ausgangspunkt der Übereinstimmung. Pflicht definiert als Vertrag, allgemein Vermeidung der Verletzung von Absichten oder Rechten anderer sowie Wille und Wohl der Mehrheit
Stufe 6: Orientierung an Gewissen oder Prinzipien. Orientierung nicht nur an zugewiesenen sozialen Rollen, sondern auch an Prinzipien der Entscheidung, die an logische Universalitäten und Konsistenz appellieren. Orientierung am Gewissen als leitendes Agens und an gegenseitigem Respekt und Vertrauen.
(vgl.http://psychologie.fernuni-hagen.de/pdf/Stufenbuch.pdf)
Es ist nicht die Aufgabe des Lehrers moralisch zu belehren, sondern viel mehr die Schüler und Schülerinnen mit Aufgaben zu konfrontieren und sie zu deren Bewältigung zu befähigen.
Wesentlich ist, dass die Lehrkräfte die eine Dilemmadiskussion durchführen wollen eine umfassende Ausbildung zu dieser Thematik haben.
Weiters ist es von Nöten sich eingehend mit dem Dilemma zu beschäftigen um gut vorbereitet zu sein, um jederzeit richtungweisend eingreifen zu können, falls die Diskussion eine nicht erwünschte Wendung nimmt. Bei der Wahl des Dilemmas soll darauf geachtet werden, dass es sich nicht um ein „Pseudo-Problem“ handelt, sonder sehr wohl aktuelle Interessen der SchülerInnen geweckt werden. Trotzdem sollte das Thema auf keinen Fall Angst auslösend sein.
(vgl. http://www.uni-konstanz.de/
ag-moral/moral/dildisk-d.htm#conditions)
Dilemmadiskussionen fördern die moralische und demokratische Handlungsfähigkeit. Moralische Handlungsfähigkeit ist die Fähigkeit, das erworbene Wissen auch im Alltag anwenden zu können.
Lind, G. (2000) Ist Moral lehrbar?
Online im Internet: http://www.logos-verlag.de/cgi-bin/engbuchmid?isbn=255&lng=deu&id=
Lind, Georg (2002). Moral ist lehrbar. Oldenburg. S 15 - 129
Heidbrink, H. (1991) Stufen der Moral.
Online im Internet: http://psychologie.fernuni-hagen.de/pdf/Stufenbuch.pdf
Höfls, P. (1995) Die Moral der Frau.
Online im Internet: http://www.zpr.uni-koeln.de/
~petra/moral.html
Oerter, Rolf & Montada, Leo (2002). Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz. S 619 - 647
Stangl, W. (undated) Die moralische Entwicklung.
Online im Internet: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/
MORALISCHEENTWICKLUNG/default.shtml
Stangl, W (undated) Die Stufen der moralischen Entwicklung nach Lawrence Kohlberg.
Online im Internet: http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/
MORALISCHEENTWICKLUNG/Kohlbergmodell.shtml