Zu Beginn eine Definition des Begriffs Moral, um eine konkretere Vorstellung zu bekommen. Wikipedia gibt folgende Definition:
"Der Begriff Moral (frz.: moral, v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.:mos Sitte, Plural mores) bezeichnet:
Die Gesamtheit der sittlichen Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden (herrschende Moral; bürgerliche Moral).
Das sittliche Empfinden oder Verhalten eines Einzelnen oder einer Gruppe (hohe Moral; niedere Moral)." (Wikipedia 2006, download 16.1.2006)
Es gibt zur Entwicklung von Moral verschiedene Ansätze und Theorien, auf die wir in der Folge näher eingehen. Die bekanntesten Vertreter die sich mit dieser Thematik näher auseinandergesetzt haben, sind Jean Piaget und Lawrence Kohlberg.
Piaget war der erste, der sich genauer mit dieser Thematik beschäftigt hat. Er hat das anhand von Beobachtungen beim Spiel und Interviews mit Kindern zwischen 5 und 12 Jahren gemacht. Aufgrund seiner Auswertungen, stellte Piaget fest, dass die verschiedenen Antworten der Kinder interessanter waren, als das Kind als Ganzes.
Durch seine Beobachtungen entwickelte er eine Theorie, die heute in 3 Stadien eingeteilt wird. Die 3 Stadien sind:
Der moralische Realismus
Für die Kinder existiert der Begriff Moral noch nicht, sie handeln aber trotzdem richtig, da sie allfällige Konsequenzen (Bestrafungen) fürchten.
Heteronomie
Kinder respektieren die Regeln von Eltern und anderen Autoritätspersonen ohne diese zu hinterfragen.
Autonomie
Der Sinn und die Bedeutung von Regeln und Normen wird von den Kindern hinterfragt und es treten immer häufiger Widersprüche und Zweifel diesbezüglich auf.
Piagets Untersuchungen sind empirisch gut nachvolziehbar. Trotzdem jedoch sind sie nur mit Bedacht zu verwenden, da bestimmte Aspekte, wie zum Beispiel das Alter, mit der Untersuchungsmethode in Zusammenhang stehen.
Lawrence Kohlbergs Modell baut auf die Ergebnisse von Jean Piaget auf. In seinem Modell gibt es 3 Hauptniveaus mit jeweils 2 Stufen. In der Literatur wird das Modell oft anhand des sogenannten "Heinz-Dilemmas" erklärt. Darin geht es um die Frage, ob ein Mann für seine todkranke Frau ein heilendes Medikament stehlen darf oder nicht. Wobei die Entscheidung die diesbezüglich getroffen wird, nebensächlich ist, relevant ist allein die Begrüdung für die Entscheidung.
Die 3 Hauptniveaus sind:
Vormoralisches Niveau
Auf diesem Niveau ist es für Kinder von großer Bedeutung, exakte Aussagen von Autoritätspersonen wie zum Beispiel "gut und böse" oder "richtig oder falsch" zu geben.
Stufe 1: Straf- und Gehorsamorientierung
Mit Hilfe von sachlichen Folgen, soll eine Entscheidung getroffen werden, ob eine Handlung, als positiv oder negativ empfunden wird.
Stufe 2: Zweck- und Austauschorientierung
In dieser Stufe wird vor allem auf eigene Interessen geachtet. Allerdings gibt es auch erste Anzeichen von Gerechtigkeitsgedanken, jedoch steht das eigene Bedürfnisse im Mittelpunkt.
Regelkonformes Niveau
Soziale Kontakt stehen hier im Vordergrund und auf diese wird auch bei Entscheidungen Rücksicht genommen.
Stufe 3: Tendenz zur Erhaltung wichtiger Sozialbeziehungen
Es wird vor allem auf das engste soziale Umfeld Rücksicht genommen.
Stufe 4: "Law and Order"-Orientierung
Der Rahmen wird auf das weitere soziale Umfeld ausgeweitet wie zum Beispiel Staat oder Religion.
Autonomes Niveau
Suche nach Werte und Normen, die unabhängig von Autoritätspersonen gültig sind.
Stufe 5: Nutzen für Alle
Die Rechte des Einzelnen sollten beachtet werden und alle Mitglieder einer Gesellschaft sollten daraus Nutzen ziehen.
Stufe 6: universale ethische Prinzipien
Allgemeingültige, ethische Normen oder Prinzipien werden gesucht und können auf dieser Stufe erreicht werden. Diese Stufe wird allerdings bei empirischen Untersuchungen nur sehr selten erreicht.
Zum Nachdenken: (eine Aussage von Jugendlichen zum Thema Moral)
"Alles wird schlechter, nur eines wird besser: die Moral wird schlechter."
(Wikipedia 2006, graffiti, 16.1.2006)
Montada, Leo (2002).Entwicklungspsychologie. Beltz Verlag; Weinheim: 5. Auflage Kapitel 18
Stangl, Werner (2006). Die Stufen der moralischen Entwidcklung nach Lawrence Kohlberg http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/
MORALISCHEENTWICKLUNG/KohlbergStufen.shtml (download: 16.01.2006)
Wikipedia (2006). Moral. http://de.wikiquote.org/wiki/Moral (download: 16.01.2006)