Es gibt wohl kaum Menschen die noch nicht mit dem Thema „Schulangst“ in irgendeiner Form konfrontiert wurden. Dieser Zustand der erhöhten Anstrengung tritt in Österreich bei 20 % der Schüler auf (vgl. Doblhofer oJ). Es kommen aber auch Lehrkräfte in solche Situationen. Diese sind sich unsicher, ob die Schüler durch ihren Unterricht etwas lernen, haben Angst, dass ihre Unterrichtsvorbereitung ein Flop ist oder Panik davor, dass sie spontan auftretende Fragen nicht ausreichend beantworten können. Es besteht häufig aber auch Angst vor Kritik, Veränderungen oder Feedback.
Ich möchte mich in dieser www-Link-Liste aber auf den Bereich der Schüler konzentrieren. Mein Ziel dabei ist es herauszufinden, wie „schülergerecht“ ausgewählte Homepages zu dieser Thematik aufbereitet sind. Als Beurteilungshilfe dient dazu das Hamburger Verständlichkeitsmodell von Reinhard Tausch, Inghard Langer und Friedemann Schulz von Thun (vgl. Stangl-Taller 2006).
Einfachheit
Hier soll v.a. auf den Satzbau und auf die Wortwahl geachtet werden.
Optimum: ++.
Gliederung Ordnung
Als Kriterien gelten hier die Reihenfolge des Inhalts und eine übersichtliche Gruppierung der zusammengehörenden Textteile.
Optimum: ++
Kürze Prägnanz
Werden die wesentlichsten Inhalte angemessen dargestellt? Ist der Sprachaufwand in Hinblick auf das Informationsziel angemessen?
Optimum: zwischen + und 0
Zusätzliche Stimulanz
Wird anregend und lebendig geschildert? Wird der Text durch Beispiele und Bilder ergänzt? Sind wichtige Inhalte ausreichend gekennzeichnet?
Optimum: zwischen 0 und + (vgl. Stangl-Taller 2006; Luttenberger 2005)
Da es eine Menge von www-links gibt die diese Thematik behandeln, musste von mir zuerst eine erste Auswahl getroffen werden. Ich habe mich für drei zufällig ausgewählte Homepages entschieden die über Schulangst ausführlich schreiben. Ich habe dabei aber bewusst nicht hochwissenschaftliche Texte gewählt, sondern möglichst unkomplizierte und schüler- bzw. elterngerechte, da diese die unmittelbar Betroffenen sind und auch am meisten Hilfe brauchen. Die nachstehend gewählte Reihenfolge kann als eine Art Rangfolge verstanden werden. Also die erstgenannte ist die meiner Meinung nach Beste, etc.
Detlef Träbert (2005) behandelt diese Thematik sehr treffend und interessant. Er beginnt indem er das Wechselverhältnis zwischen Angst und Macht beschreibt und so zum Thema Schulangst überleitet. Dieses erklärt er danach und führt in diesem Zusammenhang auch die Symptome an. Danach stellt Träbert (2005) die Frage: Was hinter Schulangst stecken kann? Angesprochen werden in diesem Zusammenhang die Komponenten Leistungsdruck, Notenangst und andere soziale Ängste (z.B. Angst vor den Schulkameraden). Anschließend nennt er konkrete Hinweise was Eltern gegen Schulangst machen können. Besonders wichtig ist es dabei, dass die Angst nicht verdrängt wird. Sein letztes Kapitel widmet er den Hinweisen, wie Schulangst gemeinsam in der Schule überwunden werden kann.
Einfachheit
Träbert (2005) verwendet in seinem Text überwiegend einfach lesbare Sätze, obwohl diese m.A. teilweise sehr lange und unnötig verschachtelt sind. Etwaige unklare Wörter, wie z.B. Kompensation oder Schließmuskulatur, werden „übersetzt“ oder mit einem Beispiel erklärt. Außerdem wird die Lesbarkeit auch durch die häufig verwendete Aktivform unterstützt.
Meine Beurteilung: +
Gliederung Ordnung
Dem Text liegt eine klar erkennbare Systematik zugrunde. Er beginnt mit einer „Hinführung“ auf das Thema und erklärt danach den Begriff „Schulangst“. Überschriften sind klar erkennbar und sinnvoll ausgewählt. Außerdem werden, wenn notwendig, Aufzählungszeichen verwendet. Auch dadurch werden Übersichtlichkeit und Ordnung erhöht.
Meine Beurteilung: ++
Kürze Prägnanz
Es werden die wichtigsten Sachverhalte in einem angemessenen Verhältnis zu deren Wichtigkeit erklärt. Es werden zwar teilweise Einzelheiten angeführt, diese tragen meiner Meinung nach aber zu einem Verstehen der Thematik bei.
Meine Beurteilung: 0
Zusätzliche Stimulanz
Hier liegt m.A. die große Stärke dieses Artikels. Träbert (2005) hat genau das richtige Maß zwischen „übertrieben“ und „langweilig“ gefunden. Er baut Beispiele in seinen Text ein, führt Zitate an, verwendet eine grafische Darstellung und übernimmt oder formuliert selbst treffende Aussagen. Besonders gelungen ist der Kasten mit den Geboten und Verboten über Vorgehensweisen bei der Schulangst.
Meine Beurteilung: +
Auf dieser Website für junge Familien wird das Thema Schulangst von Duller-Mayrhofer (2003) in Form von sieben Untergliederungen behandelt. Es werden dabei die m.A. nach wichtigsten Inhalte (Symptome, Ursache, Hilfe) angeführt.
Einfachheit
Die Sätze sind kurz gehalten und möglichst einfach formuliert. Es konnten im gesamten Text keine schwer zu lesenden Sätze gefunden werden. Die Bindewörter „und“, „oder“, etc. werden gezielt eingesetzt. Auch Fremdwörter werden äußerst sparsam eingesetzt.
Meine Beurteilung: ++
Gliederung Ordnung
Es ist meiner Meinung nach sinnvoll, auf einer Website die Möglichkeit zu nutzen, die unterschiedlichen Abschnitte in verschiedene „Dokumente“ zu schreiben. Dadurch, dass am Ende jedes Themenabschnitts ein Inhaltsverzeichnis angeführt wird, ist die Gliederung jederzeit einsehbar. Auch die Reihenfolge ist m.A. nach im Großen und Ganzen sinnvoll. Ich würde allerdings den Unterschied zwischen Schulangst und phobie vor den Symptomen behandeln, da es mir logischer erscheint zunächst eine Art Begriffsklärung anzuführen.
Meine Beurteilung: +
Kürze Prägnanz
Es werden in diesem Text keine weitschweifigen Formulierungen oder umständliche Erklärungen angeführt. Die Formulierungen sind präzise. Nicht so gut, finde ich die häufigen direkten Aussagen von Psychologen oder Ärzten. Hier könnte die Prägnanz durch indirekte Aussagen erhöht werden.
Meine Beurteilung: 0
Zusätzliche Stimulanz
Begonnen wird mit einem Foto und einem Beispiel über Lukas. Dadurch wird man angeregt weiter zu lesen. Im Text selbst fehlt es meiner Meinung nach an zusätzlicher Stimulanz. V.a. wichtige Textpassagen werden nur äußerst selten fett gekennzeichnet. Gelungen finde ich die Buchtipps und Links, wobei hier wirklich nur die wesentlichsten aufgelistet sind.
Meine Beurteilung: 0
Auf dieser Website vom Tiroler Bildungsservice wird das Thema Schulangst neben der Schulphobie, der Prüfungsangst und der sozialen Angst behandeln. Nicht besonders geeignet ist dabei, meiner Meinung nach, die Hauptüberschrift „Schulverweigerung“. Schulangst, Prüfungsangst, etc. muss schließlich nicht immer zu einer Schulverweigerung führen. Beim Thema Schulangst wird zunächst angeführt wie diese erkannt werden kann. Anschließend werden mögliche Ursachen angeführt. Abschließend werden noch Maßnahmen aufgezeigt, wie Schulangst abgebaut bzw. vermieden wird. Besonders gelungen ist auf dieser Website die Checkliste zum Einordnen der Ängste, welche von dem Ausfüllenden selbst ausgewertet werden kann.
Einfachheit
Es werden äußerst kurze und konkrete Aussagen getroffen und geläufige Wörter verwendet. Negativ ist m.A., dass häufig der Hauptwortstil dem Zeitwortstil vorgezogen wird. Dadurch wird der Text etwas schwieriger lesbar. Sinnvoll wäre es zudem bei den häufig vorkommenden Aufzählungen unvollständige Sätze zu verwenden.
Meine Beurteilung: 0
Gliederung - Ordnung
Zu viele Aufzählungen und Gliederungsebenen machen diesen Text unübersichtlich und unstrukturiert.
Meine Beurteilung: -
Kürze Prägnanz
Dieser Text ist zu kurz und prägnant verfasst. Es werden nur die allerwichtigsten Sachverhalte kurz vorgestellt und nie wirklich erklärt.
Meine Beurteilung: --
Zusätzliche Stimulanz
Dieser fehlt es in diesem Text beinahe komplett. Es werden keine Beispiele oder Darstellungen eingebracht. Einzig wichtige Wörter werden gekennzeichnet und in jedem Abschnitt findet man ein Kästchen mit der jeweiligen Begriffsklärung.
Meine Beurteilung: -
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es eine Menge von Websites gibt die dieses Thema behandeln. Es war aber schwierig welche zu finden, die dieses Thema wirklich gut schüler- bzw. elterngerecht behandeln. Häufig sind die Informationen zu oberflächlich und ungenau, wie z.B. auf www.kidsnet.at. Andererseits gibt es eine Menge von Websites (diese sind selbstverständlich auch notwendig) die es äußerst wissenschaftlich behandeln. Das richtige Mittelmaß ist meiner Meinung nach nur in den seltensten Fällen anzutreffen.
Für angehende Lehrer ist es auf jeden Fall wichtig zu wissen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, wie den Schülern geholfen werden kann, diese Angst abzubauen. Beispiele dafür wären z.B. Anerkennungen und Lob auszusprechen und nicht nur schlechte Ergebnisse den Eltern mitzuteilen. Oder das Schulklima so freundlich wie möglich aufzubauen und den Unterricht so klar, durchschaubar und vorhersehbar zu gestalten (vgl. Wahl, Weinert & Huber 1984, S. 215 f).
Doblhofer, M.L. (oJ). Schulängste. Online im Internet: WWW: http://www.kidsnet.at/dr/angst_2.htm (06-06-25)
Duller-Mayrhofer, J. (2003). Was tun gegen Schulangst? Online im Internet: WWW: http://www.fratz.at/fratz/fratz.nsf/menue/4.2.3.12 (06-06-25)
Luttenberger, N. (2005). Sprache und Form.
Online im Internet: WWW: http://www.comsys.informatik.uni-kiel.de/comsys/
files/ss05/d&p/ss05-dp-03.pdf (06-06-27)
Stangl-Taller, W. (2006). Die Verständlichkeit von Texten. Online im Internet: WWW: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/
PRAESENTATION/VERSTAENDLICHKEIT/ (06-06-25)
Tiroler Bildungsservice (2005). Umgang mit Schulschwierigkeiten (Schulangst). Online im Internet: WWW: http://www.bildungsservice.at/
schulpsychologie/angst.htm#3.%20CHECKLISTE (06-06-25)
Träbert, D. (2005). Schulangst. Online im Internet: WWW: http://www.familienhandbuch.de/
cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_953.html#top (06-06-25)
Wahl, G.L., Weinert, F.E. & Huber, G.L. (1984). Psychologie für die Schulpraxis. München: Kösel.